
Hallo Geist!
Wir Menschen wollen ein Gutes Leben und eine Gute Zukunft
Was wir als gut verstehen, erscheint uns in vielfältigen Perspektiven. Dennoch würden wir gut meist mit Freude, Glück und Erfüllung in Verbindung bringen. Dabei geht es um unser mentales, soziales und wirtschaftliches Wohlergehen, um Gesundheit, Erfolg in Bildung und Beruf sowie ein Leben in Freiheit, Frieden und Solidarität in einem intakten ökologischen Lebensraum.
Wenn wir uns fragen, was wir für ein Gutes Leben und eine Gute Zukunft benötigen, dann kann die Antwort lauten: Einen „Guten Geist“!
Nichts ist uns näher, als unser Geist
Durch ihn erleben und handeln wir. Er ist der Prozess unseres Wahrnehmens, Fühlens, Denkens und Handelns. In ihm liegen unsere Bedürfnisse, unsere personale Identität, unsere soziale Bindung und unser motivationaler Antrieb. In ihm gestaltet sich unser Lebensplan und vollzieht sich unsere Lebenswirklichkeit individuell, sozial und ökologisch. Er ist unser „Ein“ und „Alles“ im Spiel integrierter Selbstbestimmung1, resonanter Empathie2 und reflektiver Achtsamkeit3 und damit die Basis unserer zivilisatorischen Entwicklung.
Gemessen an seiner Bedeutung in unserem Leben, wissen wir in der Regel wenig über ihn, wie er arbeitet und wie wir mit ihm bestenfalls für ein Gutes Leben umgehen können. Es sei denn, wir beschäftigen uns mit ihm aus fachlicher, philosophischer und spiritueller Sicht. Im Biologieunterricht lernen wir anatomisches Wissen: Das zentrale Nervensystem mit dem Steuerzentrum Gehirn, die Nervenzellen und Synapsen und wie Informationen darin ausgetauscht werden, die Gefühle und Gedanken erzeugen.
Was dieses biologische Wissen aber für unser Leben bedeutet und wie wir damit ganz praktisch für unser Gutes Leben umgehen können, lernen wir meist nicht. Es finden zwar zunehmend lebenspraktische Themen wie Gesundheit, Ernährung und Medienkompetenz Eingang in die Lehrpläne. Mentale Kompetenz rsp. Selbstkompetenz in Theorie und Praxis bildet dabei eher die Ausnahme, wäre aber im Bildungssystem an der richtigen Stelle. Familien können das in der Breite der Gesellschaft nicht leisten, da sie meist nicht über das nötige Wissen und nicht über die nötige Praxis verfügen, denn Mentale Kompetenz ist kein alltägliches Thema unserer Kultur.
Wie lernen wir unseren Geist kennen?
Im Alltagsbewusstsein sind wir uns in der Regel unseres Geistes nicht oder nur bedingt bewusst. Er arbeitet im Hintergrund unseres Erlebens und Handelns, meist ohne sich selbst zum Thema zu machen. Dennoch beschäftigen sich viele Menschen in ihrem Leben mit geistigen Disziplinen wie Psychologie, Philosophie, Achtsamkeit und Meditation sowie Mentaltechniken und spirituellen Lebenspraktiken und bringen über diesen Weg Mentale Kompetenz in ihr Leben.
Häufig beziehen sich diese Formen auf einzelne Lebensthemen wie Erkenntnis, Selbstverwirklichung, Gesundheit, Wellness und Leistungsoptimierung sowie auf professionelle Sozial- und Heiltätigkeiten, was einen wichtigen und sehr wertvollen Beitrag für ein Gutes Leben individuell und gesellschaftlich darstellen kann. Angebote zur geistigen Praxis beinhalten häufig traditionelle weltanschauliche oder esoterische Konzepte und Rituale, die den Geist als Teil des jeweiligen Weltbildes vermitteln und den Zugang zur Mentalen Kompetenz unter ihre kulturellen Perspektiven stellen, denen Interessierte und Ausübende mehr oder weniger zuneigen.
Es gibt neuere Formen der mentalen Praxis wie MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction
/Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion entwickelt von Jon Kabat-Zinn) die sehr wirksam sind und häufig im Gesundheitsbereich und in der Rehabilitation genutzt werden. Achtsamkeitsbasierte Konzepte und Techniken fließen zunehmend auch in die Bereiche der Psychotherapie und des Coachings ein. Die darin genutzten Techniken sind inspiriert von der traditionellen Achtsamkeitsphilosophie und dessen Achtsamkeits- und Meditationsübungen, Kontemplations- und Gebetstechniken sowie Imaginationen, Trancevertiefungen, Hypnosen und schamanischen Ritualen und beziehen sich primär auf die mentalen und physischen Ebenen von Gesundheit und Leistung.
Unser Geist umfasst alle Lebensbereiche und generell unser Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Handeln, unsere Sozialisation, Einstellungen, Haltungen und Verhaltensweisen, unseren Lebensstil. Mentale Kompetenz kann heute funktional auf Basis biologischem und psychologischem Wissens ohne weltanschauliche Konzepte für ein ganzheitlich Gutes Leben im ICH, im WIR und im MIT erworben und praktiziert werden. Die geistigen Praktiken und Übungen ähneln sich dabei in der historischen Betrachtung, denn unser Geist ist derselbe über die Zeit, nur die Konzepte des Geistes entwickeln sich mit aktuellem Wissen und ermöglichen uns neue zeitgemäße und ganzheitliche Perspektiven und Zugänge.
Der Schlüssel unseren Geist kennenzulernen ist die Selbstwahrnehmung. Unser Geist hat die Fähigkeit sich selbst bei seinen mentalen Prozessen zu beobachten, diese zu reflektieren4 und gegebenenfalls zu modifizieren (aktualisieren), respektive zu modulieren (anpassen). Diese Fähigkeit haben wir Menschen schon seit Jahrtausenden entdeckt und sie im Rahmen unserer Welt- und Menschenbilder beschrieben und z. B. in Achtsamkeits- und Meditationspraktiken sowie in Mental- und Affirmationstechniken kultiviert. Diese Fähigkeit unseres Geistes zu begreifen, sie lebenspraktisch anzuerkennen und reflektierend für die Gestaltung unseres Guten Lebens im allgemeinen Wohlergehen und unserer Guten Zukunft individuell, sozial und ökologisch zu nutzen, kann uns eine große Hilfe sein.
Warum unseren Geist kennenlernen?
Unser Geist nutzt bei der Steuerung unseres Lebens all sein gelerntes Wissen, seine im Leben erworbenen Erfahrungen und Verhaltensweisen in Verbindung mit seiner Fähigkeit Sinnzusammenhänge herzustellen, Vorhersagen über mögliche Entwicklungen zu treffen sowie kreative Lösungen zu finden und technologische Systeme zu konstruieren. Diese intelligenten Fähigkeiten ermöglichen ihm die Anpassung an sich verändernde Lebensvoraussetzungen und Verhältnisse.
Unsere mentalen Prozesse: Wahrnehmen, Fühlen, Denken, Handeln sind allerdings konstruktive Prozesse unseres Geistes mit subjektiven5 Vorstellungen von der Wirklichkeit, die wir ständig mit unserer Wahrnehmung abgleichen und versuchen an die Wirklichkeit anzupassen. Zudem arbeitet ein Großteil unserer mentalen Prozesse im Unbewussten und ist unserem bewussten Ich nicht zugänglich. Unsere Vorstellungen, die unser Geist produziert, sind also nicht die Wirklichkeit selbst, vielmehr Annäherungen, die auch anders sein können. Dies bedeutet nicht nur unterschiedliche Perspektiven und Meinungen von uns Menschen zur Gestaltung unseres Lebens, sondern stellt diese auch ständig in die Frage der Anpassung.
Im mentalen Alltagsmodus sind wir Menschen mit unserer subjektiven Vorstellung identifiziert und glauben sie wäre objektiv. Zuweilen beharren wir auf der von uns angenommenen Richtigkeit unserer Vorstellung ohne ihre Relativität zu reflektieren. Dies kann zur Hemmung unserer Konsens- und Anpassungsfähigkeit sowie der Minderung unserer kreativen Möglichkeiten führen. Im Beharren unserer Vorstellungen spielt die Bestätigung unserer Gedanken oder die Anregung zu neuem Denken durch unsere sozialen Kontakte und durch die Medien eine wichtige Rolle.
Darüber hinaus müssen die Prozesse der mentalen Informationsverarbeitung, Motivationsentwicklung, Meinungsbildung und Entscheidungsfindung zum Zweck unserer Bedürfnisbefriedigung effektiv gesteuert werden, um konkrete bestenfalls stimmige und produktive Handlungen vollziehen zu können. Hierzu arbeitet in unserem Geist die Selbststeuerung6, das Koordinieren und Austarieren aktivierter mentaler Prozesse in jeweiligen Situationen mit hoher Handlungsrelevanz. Dieser Prozess arbeitet aber meist im Unbewussten und wird durch äußere Reize unserer Informations- und Konsumwelt wie Lust-, Glücks- und Heilsversprechen, aber auch durch das Schüren von Angst und Aggression im Sinne einer Fremdsteuerung teils massiv beeinflusst und ideologisch instrumentalisiert. Reflektierende Selbstwahrnehmung und die innere Kraft aufgeklärter und gebildeter Selbststeuerung und Selbstbestimmung tun mit Blick auf mediale und gesellschaftliche Entwicklungen für ein Gutes Leben Not.
Hinzu kommt, wir werden nicht mit unserem Wissen und unseren Denk- und Verhaltensweisen geboren, sondern erwerben diese im Laufe unserer Entwicklung von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter über die Kultur unserer Gesellschaft, in die wir hineingeboren werden, im Zusammenspiel mit unseren eigenen Erfahrungen und kreativen Gedanken. In gewisser Weise reproduzieren wir die Kultur unserer Eltern und früherer Generationen. Das hat eine wichtige Funktion für unser Leben, da wir auf das kulturelle Wissen in unserem Leben angewiesen sind. Allerdings ändern sich Lebensbedingungen und das menschliche Wissen entwickelt sich weiter und erfordert Aktualisierungen und Anpassungen unserer Denk- und Verhaltensweisen sowie unserer Kultur.
Die Herausforderungen für die Gestaltung eines Guten Lebens mental, sozial und ökologisch und einer Guten Zukunft für uns Menschen und unserer Mitwelt nehmen global zu. Alleine das Thema Klima und die Prognosen der Klimaforschung reichen neben vielen weiteren Themen wie Ressourcennutzung, Gleichberechtigung, Partizipation, Gemeinwohl, Gesundheit, Freiheit und Frieden aus, um uns zu fragen, sind wir geistig auf dem richtigen Weg? Unterstützt unser Geist, seine mentalen Prozesse im Kontext seines Wissens, Erfahrungen, Einstellungen, Verhalten, Lebensstil sowie unsere Sozial-, Wirtschafts-, Konsummodelle und Technologien die Gestaltung unser aller Guten Zukunft hinreichend? Und, ist es angebracht unseren Geist, näher kennenzulernen und Möglichkeiten auszuloten, wie wir die Anpassung an unsere Lebensbedingungen mental noch besser unterstützen können?
Guter Geist – Gutes Leben
Unser Geist, seine mentalen Prozesse sind zuständig für das Leben, das wir als einzelne Menschen und als Gemeinschaft führen und damit verantwortlich für unser Wohlergehen und für unser Leid. Wir sind unser Geist und wir können unseren Geist und damit uns selbst, wenn auch subjektiv geleitet, reflektieren und modulieren und so unser Denken und Handeln an unsere Lebensbedingungen im vorstellbaren Rahmen anpassen. Dies zur Kenntnis zu nehmen und anzuerkennen, ist für uns Menschen eine sehr bedeutungsvolle Vorstellung. Und, mit diesem Gedanken Innezuhalten ist ein wichtiger Schritt für unser „Gutes Leben“.
„Hallo Geist“ setzt sich mit dem Thema auseinander, was wissen wir über unseren Geist, was können wir über ihn lernen, gibt es einen „Guten Geist“ der unser „Gutes Leben“ unterstützt und, wie können wir ihn „herbeirufen“?
„Hallo Geist“ will Dir Anregung geben Deinem Geist und damit Deiner Wahrnehmung, Deinen Gefühlen, Gedanken und Handlungen reflektierend nahe zu sein, ihn kennenzulernen, mit ihm einen Guten Umgang zu pflegen und ihn für Dein Gutes Leben und das Deiner Mitwelt und unser aller Guten Zukunft auf unserem einzigartigen Planeten Erde zu kultivieren.
Es gibt einfache und alltagstaugliche Methoden Deinen Geist näher kennenzulernen und Deine Mentale Kompetenz zu entwickeln. Übung macht den Meister!
Lass Dich inspirieren und viel Spaß bei der Begegnung mit Deinem Geist.
Aktueller Blog Beitrag
Indigene Ernährung – Zukunft aus dem Amazonas
… wie die indigene TikTokerin Cunhaporanga vom Stamm der Tatuyo im brasilianischen Amazonas mit ihren Kurzvideos über die Ernährungsgewohnheiten und Mahlzeiten ihrer Kultur ein weltweites Millionenpublikum erreicht und der industrialisierten Welt Lösungen zukunftsfähiger Ernährungssysteme aus dem tradierten Ahnenwissen ihrer indigenen Kultur präsentiert.

SELBST steht bei Hallo Geist für eine kooperative, Gemeinsinn orientierte integrierte Perspektive „ICH-WIR-MIT“. Dies entspricht uns Menschen als Natur- und Sozialwesen.
1 Selbstbestimmung ist das „Beste“ was unser Selbst zur Verfügung hat, sein „Gutes Leben“ zu entscheiden. Die in ihr wirkende Urteilskraft ist, wie alle mentalen Prozesse subjektiv und erfordert ein gewisses Maß an rationaler (überlegt/durchdacht) Selbststeuerung gegenüber Emotionen und Impulsen, wenn sie zu sinnhaften Handlungen führen soll. Unsere selbstbestimmten Entscheidungen sind nicht die objektiv richtigen, sondern die subjektiv bestmöglichen. Deshalb ist die Kultivierung mentaler Kompetenz und damit die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung, Selbstregulation, Selbstreflexion, Selbststeuerung und Selbstmodulation bezüglich des eigenen Fühlens, Denkens und Handelns sowie der subjektiven Urteilskraft in differenzierter Abwägung der äußeren Bedingungen (Umwelt) und der sozialen Balance (Integration) für uns Menschen das A und O, um optimale Entscheidungen noch besser treffen zu können. Begleitet ist die Selbstbestimmung von der Resonanz des Selbst mit seinem Sozialen System (Familie, Freunde, Gesellschaft) in Form seiner innewohnenden Orientierung an sozialen Werten, Normen, Einstellungen und Verhaltensmustern sowie dem ständigen Abgleich (Validierung) der Meinungen und Handlungen der Anderen zur Bestätigung und Optimierung seiner eigenen subjektiven Perspektive (Verobjektivierung). Das mentale Potenzial des Selbst impliziert insofern das innere ICH-WIR-MIT. Selbstbestimmte Entscheidungen eines integrierten Selbst beziehen deshalb immer diese drei Perspektiven ein. In Anlehnung hierzu versteht sich der Begriff „Freiheit“, der häufig in Verbindung mit Selbstbestimmung assoziiert wird, im Sinne resonierender Solidarität gegenüber den Menschen und reflektierender Achtsamkeit gegenüber der Umwelt. Im Gegensatz dazu wird Selbst im Alltagsverständnis meist im Sinne eines egozentrierten Ichbezugs verstanden und Selbstbestimmung gar zur Legitimation von Egoismus und Narzissmus vorangestellt, ggf. gar ideologisch instrumentalisiert. Die Individualisierung unseres Lebens, das Wettbewerbsmodell, Statusdenken, Vorteilsnahme, die Fokussierung auf Erlebnis und Konsum sowie idealisierter Selbstbezug und ritualisierte Selbstdarstellung haben uns von der integrierten Perspektive SELBST auf das personale ICH verengt, mit Folgen für unser soziales Leben und unsere ökologischen Bedingungen, die wir heute vielfältig erfahren können.
2 Empathie richtet sich mental auf das Wir im Außen, im Sinne einer Zuwendung und Einfühlung anderen Menschen und der Mitwelt gegenüber. Das innere Wir im Selbst richtet sich auf die Bedeutung, Beziehung und Wirkung des eigenen Seins im Verhältnis zu den Menschen und der Mitwelt im Außen. Empathie ist die notwendige Voraussetzung für prosoziales Verhalten, Menschlichkeit und Mitgefühl. Sie ermöglicht uns andere Menschen und die Mitwelt wahrzunehmen, mit ihnen in mentale Resonanz zu gehen, mit ihnen in Kontakt und Kommunikation zu treten, mit ihnen zu fühlen, zu denken und zu handeln. Sie hilft uns sie zu verstehen, Ihnen Verständnis entgegen zu bringen, mit ihnen gemeinsam zu arbeiten und zu teilen. Sie bildet die Basis für gesellschaftliches Leben, für Gemeinsinn und das Interesse an Gemeinwohl. Mit ihr verbinden wir uns in gemeinsamer Freude im Glück, geben uns Beistand in der Not und entwickeln emotionale Bindung im Miteinander. Empathie ist uns als Potenzial in die Wiege gelegt, muss aber über positive soziale Erfahrungen und die Kultur von Selbstempathie entwickelt und ausgebildet werden.
3 Achtsamkeit kann vereinfacht gesagt als bewusstseinsklares, nicht wertendes, gegenwärtiges Gewahrsein von Wahrnehmungen und Erfahrungen nach Innen und Außen sowie als aufmerksames und respektvolles Handeln bezeichnet werden. Es gibt verschiedene Definitionsvarianten des Begriffs Achtsamkeit z. B. in Wikipedia nachzulesen. Sie kann in einem zeitgemäßen Kontext als bedeutender Aspekt mentaler Kompetenz verstanden werden, der sich im Besonderen auf unsere sensorischen Ressourcen, die Aufmerksamkeitslenkung und die Informationsverarbeitung bezieht und unsere Sensitivität, Sensibilität und Resonanzfähigkeit verstärkt. Achtsamkeit befähigt uns Menschen aufmerksam, sorgsam und nachhaltig in der Welt und mit der Welt zu leben. Sie schärft unseren Geist für das Gegenwärtige und seine Bedingungen, für das Mögliche und seine Konsequenzen. Sie bahnt uns den Weg zu Menschenwürde, Wohlergehen und Nachhaltigkeit und so zur Gestaltung einer Positiven Zukunft.
4 Reflexion: Unser Geist be- und verarbeitet in einem kontinuierlichen konstruktiven und mehr oder weniger aktiven Prozess Informationen von Innen und von Außen. Wir erleben dieses Geschehen in bewussten Wahrnehmungen, Gefühlen und Gedanken. Dabei hat unser Geist die Option eines konditionalen und eines reflektiven Mentalen Modus und Mischformen dessen. Wie sich die Anteile jeweils gestalten, hängt von Entwicklungs- und Lernprozessen sowie anlagebedingter Eigenschaften ab. Im konditionalen Mentalen Modus erleben wir unsere Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken als gegebene objektive Wirklichkeit. Wir sind identifiziert mit den mentalen Inhalten unseres Geistes, halten unsere Gedanken über die Wirklichkeit für die Wirklichkeit selbst und realisieren nicht, dass unser Geist die Inhalte konstruiert und auf das Außen und Innen projeziert. Wir sind uns nicht bewusst, dass unser Welt- und Menschenbild, unsere Vorstellungen, Werte, Normen, Rollenbilder, unsere Einstellungen, Denk- und Verhaltensmuster durch unsere Sozialisation unbewusst geprägt sind und nehmen an, dass wir sie selbst kreiert und für unser Leben als passend entschieden haben. Wir folgen unseren mentalen Inhalten, behaupten, rechtfertigen und verteidigen sie. Wir bewerten Situationen und beurteilen Menschen durch die Brille unserer unbewusst erworbenen, sich wiederholenden Bewertungsmuster und –maßstäbe. Dabei wirken mentale Strategien, unsere mentalen Inhalte zu bestätigen oder nicht aktiv werden zu lassen: Rationalisieren (sich die Welt in logischen Argumenten zurechtlegen, wie wir sie sehen wollen und andere Glauben machen wollen), Projezieren (das Außen mit der eigenen Sicht zu besetzen), Leugnen, Verdrängen, um nur einige zu nennen. Anna Freund hat diese Strategien als Abwehrmechanismen sehr differenziert und detailliert beschrieben (z. B. auf Wikipedia nachzulesen). Hier wird unser Intellekt in seinem ganzen fiktionalen und illusorischen Potenzial aktiv, die teils zwingenden, aber eben konstruierten Logiken sind meist schwer zu durchschauen, nicht vom Selbst und nicht von den Anderen. Wir machen im Leben eigene Erfahrungen und Aktualisieren unsere konditionalen mentalen Inhalte, aber auch das sind meist unbewusste und vor allem subjektive Vorgänge, die unsere Welt- und Menschenbilder häufig bestätigen und nur leicht an unsere eigenen Erfahrungen anpassen. Unser Geist hat die Fähigkeit seine konstruierten subjektiven Vorstellungen ständig zu prüfen: „Entspricht meine Vorstellung von der Wirklichkeit tatsächlich der Wirklichkeit und muss ich sie und wenn ja, wie optimieren?“ Dies geschieht sozusagen als doppelter Boden, um überlebensfähig zu sein. Falsche Annahmen über die Wirklichkeit können das Leben gefährden. Kognitive Leistungen finden maßgeblich im vorderen oberen bewusstseinsfähigen Cortex unseres Gehirns statt. Insofern verwundert es nicht, dass wir Menschen schon vor Jahrtausenden eine bewusste Wahrnehmung des sich selbst „beobachtenden“ überprüfenden Geistes, zumindest des Wahrnehmens, Fühlens und Denkens erfahren haben. Diese Erfahrung hat dazu geführt, dass sich Menschen in besonderer Sensibilität ihrer geistigen Selbstwahrnehmung mit der Beobachtung und Kultivierung mentaler Inhalte und Prozesse beschäftigt haben. Zeugnisse davon finden wir mehr oder weniger ausgeprägt in den verschiedenen Kulturen. Sehr prägnant finden wir diese Kultivierung im buddhistischen Kontext und seinen Achtsamkeits-, Meditations- und Lebensphilosophien und Praktiken. Wir finden heute zeitgemäße Mentaltechniken in vielen Lebensbereichen, insbesondere im Gesundheits-, Wellness-, Sport und Managementbereich. Unser Geist bietet uns also die Möglichkeit uns seine prüfende und optimierende kognitive Arbeit bewusst zu machen und diese im Sinne eines reflektiven Mentalen Modus zu kultivieren. Wobei wir, die Beobachter unseres Geistes und seiner kognitiven Arbeit selbst Teil unseres subjektiven Geistes (in Selbstorganisation) sind und bleiben. Wir sind als Beobachter unseres Geistes somit keine objektive Entität und unsere Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion, Selbststeuerung und Selbstmodulation, die wir über den reflektiven Mentalen Modus kultivieren können, bleibt subjektiv und damit relativ „richtig“ und relativ „optimal“. Im reflektiven Mentalen Modus sind wir uns bewusst, dass unser Wahrnehmen, Denken und Fühlen subjektiv und konstruiert ist und unsere Vorstellung von der Wirklichkeit nicht die Wirklichkeit selbst ist. Wir wissen aber auch, dass wir unsere Vorstellungen optimieren können. Das tut z. B. die Wissenschaft in der empirischen „Verobjektivierung“ hypothetischer Annahmen und der Entwicklung eines geprüften, Evidenz basierten Wissens. Wir wissen auch, dass unsere Werte, Normen, Rollenbilder, unsere Einstellungen, Denk- und Verhaltensmuster durch unsere Sozialisation unbewusst geprägt sind und können sie deshalb hinterfragen und bewusst entsprechend unserer eigenen Erfahrungen anpassen. Wir können offen in die Welt gehen und uns unvoreingenommen Situationen und Menschen gegenüber verhalten. Wissentlich, dass die begleitenden gespeicherten konditionalen Gedanken die sich während der Erfahrung zeigen, wichtige Orientierung sein können. Wir sind in der Lage unser Denken und Verhalten zu prüfen und neu auszurichten. Aber reflektives Agieren erfordert zu allererst Übung in Selbstwahrnehmung. Bestenfalls werden wir bereits im Kindes- und Jugendalter mit diesen Übungen vertraut gemacht.
5 Subjektivität (individuelle hypothetische Wirklichkeitskonstruktion/Vorstellung von der Wirklichkeit/persönliche Weltanschauung) ist ein zentrales Phänomen unseres Mentalsystems und damit unseres Geistes mit seinen mentalen Prozessen: Wahrnehmen, Fühlen, Denken, Handeln. Es gibt keine 1zu1 Verbindung mit der Wirklichkeit, was immer sie im „Absoluten“ ist und wie immer sie aussieht. Niemand hat je die Wirklichkeit mit seinen Sinnen wahrgenommen, sprich sie gesehen wie sie „wirklich“ ist. Denn unser Mentalsystem kann über unsere Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten nur Reize und Informationen in Form einer konstruierten mentalen Abbildung (Repräsentation) aufnehmen, erfassen, empfinden (rezipieren). Dazu nutzt unser Geist sein gespeichertes Wissen und Erfahrungen als assoziative und interpretative Basis. Er entwickelt so aus seinem inneren Fundus eine an die Wirklichkeit angenäherte subjektive Vorstellung der Wirklichkeit in Form von Bedeutungen, Bewertungen und Sinnzusammenhängen (Frames) sowie episodischen Erzählungen (Narrative). Ist demnach das Gras in der absoluten Wirklichkeit jenseits unserer sinnlichen Erfahrung wirklich grün, auch wenn wir es grün wahrnehmen? Andererseits ist die visuelle Annäherung (Abbildung) in Bezug auf feste Formen (Objekte) im Außen so wirklichkeitsnah (Verobjektivierung), dass wir einen Baum, der uns im Weg steht, in seinen Maßen sehr genau erfassen (Berechnung/Taxierung) und ihn so umgehen können. Diese Genauigkeit in der mentalen Abbildung und Berechnung (subjektive Wirklichkeitskonstruktion) behandelt unser Geist in Form der Identifikation unserer subjektiven Vorstellung und unser daran gekoppeltes Denken (Meinung) als „objektive“ Wirklichkeit. Das heißt, im Alltagsbewusstsein setzen wir unsere Wahrnehmung gleich mit der Wirklichkeit. Unser Geist nutzt diese Identifikation unserer Vorstellung und unseres Denkens, um schnell und konsequent handeln zu können. Wenn wir durch den Wald spazieren oder uns im Verkehr bewegen funktioniert das sehr gut, bei abstrakten Themen und Vorhersagen z. B. was war vor dem Urknall, wie erreichen wir das globale Klimaziel, woher kommt Armut oder wie schaffen wir Frieden, ist das nicht mehr so eindeutig. Denn bei diesen Fragen spielt unsere subjektive Urteilskraft eine wichtige Rolle, die Kompetenz in Form faktischen Wissens und Erfahrung, bestenfalls Evidenz basiert (wissenschaftlich fundiert), sowie validen (vergewisserten) Realitätsbezug erfordert. Nicht jede Meinung, die wir erzeugen, nicht jede Geschichte, die wir erzählen von der wir ggf. überzeugt sind und an die wir glauben, basiert auf faktischem Wissen und haltbarem Realitätsbezug. Insofern macht es Sinn, dass wir uns in unserer Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion unserer Subjektivität und der darin wirkenden hypothetischen Urteilskraft gewahr sind und so ein relatives Verhältnis in Bezug auf unsere Vorstellungen, Einstellungen, Meinungen, Bewertungen und Geschichten herstellen. Das Gewahrsein unserer Subjektivität kann uns in der Annäherung (Verobjektivierung) unserer Vorstellungen und Vorhersagen in Bezug auf unser Gutes Leben unterstützen und uns davor bewahren mit „identifizierten“ und möglicherweise fixierten Einstellungen, beharrenden Meinungen und daraus resultierenden Haltungen und Verhaltensweisen unser Wohl und das unserer Mitwelt unreflektiert in Frage zu stellen oder gar zu gefährden. Dieses Gewahrsein unserer Subjektivität ist ein wichtiges Wesensmerkmal reflektiver Achtsamkeit.
6 Die Selbststeuerung ist sozusagen der Vorhof der Handlung, und die Handlung entscheidet über unser Leben sowie das unserer Mitwelt, in all ihrer Bedeutung, ihrer Wirkung und Konsequenz. Damit ist der Prozess der Selbststeuerung, das Koordinieren, Abwägen und Austarieren des emotional-motivationalen Antriebs und der rationalen Vernunft in Bezug auf unsere Bedürfnisse sowie die Mächte unserer Lust, Angst und Aggression, ein entscheidender Faktor in unserer Selbstbestimmung. In der aktuellen neurobiologisch basierten Sicht spricht man beim Prozess der Selbststeuerung von „Buttom-up Drive“, dem affekt- und emotionsbezogenen (Erregung und Gefühl) Antrieb, der sich zum Handlungsimpuls formieren kann und von „Top-down Control“, der kognitionsbezogenen rationalen Prüfung und Abwägung, von Nutzen und Konsequenzen möglicher Handlungen. Dieser Prozess unterliegt der grundsätzlichen Subjektivität sowie der darin möglichen Suggestibilität (Beeinflussung) unserer mentalen Prozesse und diese wiederum der Individualität der Ausprägung anlage- und sozialisationsbedingter Entwicklung. Die Selbststeuerung findet zum Großteil im Unbewussten statt und bildet sich in der Reifung des Kindes- und Jugendalters auf Basis der Erfahrung von Handlungskonsequenzen, von Lust- und Bedürfnisbefriedigung im Zusammenspiel mit Belohnungsaufschub, Entsagung und dem Gefühl von Zufriedenheit, von schmerzlichen Erfahrungen der eigenen Handlungen sowie der Aufklärung und praktischer Bildung im inneren Aushandeln der mentalen Prozesse. Werbung, Medien und Politik wirken in der heutigen Informationsgesellschaft mit dem Wissen der Beeinflussbarkeit, der teils deutlich minderentwickelten und fragilen Selbststeuerung sowie der Unbewusstheit mentaler Prozesse breiter Bevölkerungsschichten massiv in die Selbststeuerung der Menschen über fremdsteuernde Aktivierung und Instrumentalisierung von Affekten (Stimmungen), Emotionen (Gefühle) und Kognitionen (Gedanken) durch ständige Anreize und Framing (Bedeutungen) mit der Intention eigener Interessen ein. Gutes Leben in einem sozialen und ökologischen Sinne erfordert die Bildung reflektierter und effektiver Selbststeuerung als kulturellen und zivilisatorischen Auftrag einer Gemeinsinn und Gemeinwohl orientierten Gesellschaft.