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Mind Future – wenn du denkst …

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  • Beitrag zuletzt geändert am:23. Oktober 2023

in Arbeit 😊

Was Denken Wir?

Wir gestalten unser Leben aus unserem Geist (Wahrnehmen, Fühlen, Denken, Handeln). Was wir denken wird maßgeblich über Informationen von Außen und dabei zum Großteil über mediale Inhalte sowie dem Meinungsaustausch zwischen uns Menschen (soziale Konstruktion) bestimmt. Die Frage ist, was sind das für Informationen, die wir von Außen aufnehmen? Welchen Realitätsbezug, welchen Wahrheitsgehalt haben sie? Wie beeinflussen sie unseren Geist und wozu nutzen sie uns.

Besonders interessant sind diese Fragen vor dem Hintergrund der Subjektivität unseres Geistes, denn Wahrnehmen, Fühlen, Denken, Handeln bedingt eine individuelle Interpretation der aufgenommenen Informationen und mentale Konstruktion in der Verarbeitung dessen für unsere Vorstellungswelt. Gleichzeitig sind mediale Informationen, insbesondere digital erzeugte und gestaltete nie die Wirklichkeit selbst, auch wenn sie möglichst wirklichkeitsnah und neutral erstellt und kommuniziert werden. Dazu müssen auch die Absichten und Zwecke der medialen Inhalte in den Blick genommen werden.

In unserer mentalen Informationsverarbeitung und Meinungsbildung treffen somit die Relativität von medialen Informationen und die Subjektivität unserer Interpretation und Vorstellung aufeinander, dessen wir uns meist nicht bewusst sind.

Es lohnt also die Frage „Was Denken Wir“ vor dem Hintergrund medialer, insbesondere digitaler Information, die sich vielfältig und mit hoher Geschwindigkeit verbreitet und in der Zukunft vermehrt über KI (Künstliche Intelligenz) generiert wird. Und, wie entwickelt sich unser Denken in seiner subjektiven Konstruktion im medialen Raum dieser Dimension weiter? Und, was bedeutet dies für unsere Vorstellungs- und Meinungswelt, für unseren Realitätsbezug, für unser generelles Weltbild, für unsere Lebensfiktion und in der Konsequenz für unser Handeln in der planetaren Wirklichkeit?

Wo Denken wir hin?

Eines wird auch in der „Mind Future“ bleiben: Unser Geist steuert unser Erleben und Tun aus der Tiefe seines mentalen Selbstprozesses, den intentionalen Affekten, den motivationalen Emotionen, den sozialen Bezügen, der konstruktiven Kognition und damit unser Leben in unserer subjektiven Perspektive. Biologisch gesehen ist dies auch im Kontext der Homöostase, die Steuerung unseres Überlebens und unserer Fortpflanzung, sein Job. Im Rahmen der Erfüllung seiner Aufgabe, haben sich im Gehirn funktionale geistige Eigenschaften entwickelt, die technische und in der Folge dessen abstrakte Formen der kulturellen „Intelligenz“ hervorgebracht haben. All unsere technischen Werkzeuge und Geräte, all unser Wissen, unsere Zivilisation, unser alltäglicher Lifestyle sind Produkte unseres Geistes im Dienste seiner Aufgabe, unser Leben zu steuern.

Ein Aspekt sollte uns dabei im Kontext unserer „Mind Future“ „bewusst“ sein. Wir, die Homo Sapiens, sind die vorerst letzten existierenden Homoniden unserer Menschgattung. Unsere Vorfahren z. B. der Homo Habilis, der Homo Erectus und der Neandertaler, deren Gehirne und Geist ebenso ihr Leben gesteuert hat, konnten sich, obschon sie teils viele Hunderttausend und Millionen Jahre lebten und vielfach länger als wir, an die planetaren Bedingungen offensichtlich nicht mehr hinreichend anpassen und sind ausgestorben. Wir, die Homo Sapiens konnten uns in vergleichbar kurzer Zeit von 300 bis 200 Tsd. Jahren in großer Masse über die ganze Welt ausbreiten, unsere technische und kulturelle „Intelligenz“ hat uns in Hochgeschwindigkeit phänomenale Entwicklungen beschert, allerdings auch auf Kosten unserer planetaren Ressourcen und Lebensbedingungen, wie wir aktuell feststellen können, wenn wir wollen.

Beschert hat uns diese Entwicklung maßgeblich unser oberes Vorderhirn (dorsolateraler präfrontaler Cortex), unser Rechenzentrum in Verbindung mit immensen Speicherkapazitäten im Großhirn (Cortex) sowie unsere soziale Intelligenz (mentale Resonanz, Perspektivwechsel) und unsere Kommunikationsfähigkeit über das mittlere Vorderhirn (medialer präfrontaler Cortex) und den Sprachzentren (Broca-Areal/Sprachproduktion und Wernicke-Areal/Sprachverständnis). Diese Hirnareale sind bei uns Homo Sapiens unter den Homoniden am stärksten ausgeprägt und haben uns zu den besten Denkern (kreativen Problemlösern), Kommunikatoren (Wissensaustausch und Weitergabe über Generationen) und Zusammenarbeitern (Kooperation) gemacht. Die Sprache als Codierungssystem von Unterscheidungen und Bedeutungen, die für das Denken und Kommunizieren die Grundlage bilden, spielte dabei eine zentrale Rolle.

Unsere Gattungsvorfahren konnten vor ca. 2,5 Mio Jahren erste Steinwerkzeuge (Geröllgeräte) nutzen. Der Homo Habilis 2,5 – 2 Mio Jahre wird als der erste Werkzeugmacher mit technischer Intelligenz bezeichnet. Der darauffolgende Homo Erectus 1,9 Mio – 40 Tsd. konnte bereits früh in seiner Existenz vor ca. 1,8 Mio Jahren funktionale scharfe Faustkeile mit seiner technischen Intelligenz herstellen. Er wird auch als erster Feuermacher bezeichnet. Die Beherrschung des Wildfeuers wird ca. auf 1,7 Mio Jahre und das Entzünden von Feuer auf ca. 700 Tsd. Jahre datiert. Die nächste gravierende Stufe technischer und kultureller Intelligenz folgt dann schon durch unsere Gattung, dem Homo Sapiens, mit der Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht sowie der Sesshaftigkeit ca. 12 Tsd. v. Chr. In der weiteren kulturellen Entfaltung entstehen komplexe Weltbilder und Religionen, die noch heute unsere Kulturen maßgeblich prägen.

Vor 500 Jahren wird der Buchdruck erfunden und läutet eine neue Ära der Wissensweitergabe ein, die auch den Prozess der maschinellen Entwicklung beschleunigt. Nun geht es Schlag auf Schlag mit der Medialisierung durch Zeitungen, Radio und TV sowie der Digitalisierung durch Computer, Internet, Social Media, Virtuelle Realität. Und, nun haben wir eine weitere Stufe unserer technischen „Intelligenz“ mit der Synthetisierung unseres Geistes, der KI gezündet, die uns hilft noch rationaler und effizienter zu berechnen, zu konstruieren, zu planen und zu kontrollieren.

Auf der medialen Seite, wenn es um die Formulierung und Visualisierung von Informationen geht, die wir zur Steuerung unseres Lebens benötigen, sprechen wir von großen „generativen“ Sprachmodellen (LLMs Large Language Models), die aktuell vieldiskutierten Chat GBT, Bart, Lama etc., die wie unser Geist Daten auf Basis größter digital verfügbarer Datenmengen analysiert und zu „Sinnzusammenhängen“ in Form von Beschreibungen und Geschichten „rational“ zusammenbauen und unserem Geist zur Verarbeitung darbieten. Interessant der Begriff „generativ“ in Abgrenzung zu „kreativ“, was noch zu beleuchten ist.

Generativ, also erzeugend, auf Basis logischer Berechnungen und vorhandener „relativer“ Informationen/Daten. Die so im digitalen Raum durch KI erzeugte Information wird medial rezipiert (aufgenommen) und in unserem subjektiven Mentalsystem verarbeitet. Relative Informationen/Daten deshalb, da diese bereits subjektiv konstruiert und deshalb immer nur relativ zur Wirklichkeit sein können. Die KI kann zwar Daten und deren Relevanz über Vergleiche und Wahrscheinlichkeiten differenzieren, aber noch keine Evidenz (faktische Gegebenheit) zur objektiven Wirklichkeit außerhalb der von uns Menschen subjektiv konstruierten Bedeutungen herstellen.

Die KI kann uns in unserer Wirklichkeitskonstruktion und dessen Realitätsbezug sehr gute Dienste erweisen, die generativen Sprachmodelle bedienen sich derzeit aber eben aus vorhandenen digitalen Daten, die ihrerseits entweder von Menschen subjektiv konstruiert und damit relativ zur Wirklichkeit stehen oder bereits generativ von Sprachmodellen erzeugt wurden und damit bereits second-second hand erzeugt sind.

Unser Mentalsystem verarbeitet eingehende Informationen interpretativ und wenn diese Informationen durch KI generativ auf Basis relativer Daten erzeugt sind, stellt sich die Frage nach dem Realitätsbezug unserer Vorstellungswelt, die ohnehin die Wirklichkeit subjektiv und nicht objektiv abbildet. Und, mit dem Realitätsbezug auch die Frage nach der Relevanz unseres Handelns im Kontext unserer planetaren Lebensbedingungen.

to be continued …

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