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Unmerklichkeit

Unser Geist bildet das Zentrum unseres Erlebens und Handelns. Im Alltagsgeschehen sind wir uns aber meist nicht bewusst, dass wir einen solchen Geist haben, der unmerkbar all das tut, was ein Geist tun muss, damit unser Leben funktioniert.

Es gibt Momente, in denen wir uns z. B. bezüglich unserer Erinnerung fragen: Wie war Dies oder Das noch einmal? Oder, wenn wir z. B. feststellen: Ich muss mich erst einmal mit dem Thema intensiv beschäftigen, bevor ich eine Entscheidung treffen kann. Zuweilen erschleicht uns die Erkenntnis: Es wäre besser gewesen, wenn ich anders gehandelt hätte. In solchen Momenten gerät der kontinuierliche unmerkliche Leistungsfluss unseres Geistes etwas ins Stocken und wir halten kurz inne. Das sind auch die Phasen in denen unser Geist spürbar werden und die Frage nach ihm ins Bewusstsein dringen kann: Wie funktioniert mein Denken und Handeln überhaupt?

In glücklichen Zeiten fragen wir nicht nach unserem Geist, es sei denn unser Glück wird so intensiv, unsere Gefühle so überschäumend und unsere Gedanken so verworren, dass wir es schier nicht mehr aushalten können. Bei belastenden Erlebnissen kann es sein, dass unser Geist deutlich spürbar wird, wenn starke Gefühle wie Angst, Trauer und Schmerz in Erscheinung treten oder existenzielle Probleme nicht gelöst werden können und sich Verzweiflung in uns regt. In Zeiten hoher geistiger Intensität in Glück und Leid kann es sein, dass wir uns mit anderen Menschen kurz schließen und versuchen mit der Unterstützung ihrer geistigen Kräfte unsere Erlebnisse zu verarbeiten oder passende Lösungen zu finden.

Reflexion

Wenn also der kontinuierliche unmerkliche Leistungsfluss unseres Geistes unterbrochen wird, die Intensität unserer Gefühlswelt ins Wanken und unser Denken an seine Grenzen kommt, kann es sein, dass wir nach unserem Geist fragen: Wie funktioniert eigentlich mein Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Handeln? Was sagt mir das und wie kann ich damit gut umgehen? Es gibt Menschen in deren Geist sich Fragen nach den Dingen, der Welt, dem Sein und nach ihrem Geist selbst auftun mit oder ohne spürbarem Anlass durch Erlebnisse. In diesem Falle regt sich häufig das innere Interesse mehr über den Geist erfahren zu wollen.

Es gibt auch äußere Anregung und Impulse, die die Wahrnehmung unserer geistigen Aktivität ansprechen, wenn uns z. B. jemand sagt: Das hast Du sehr klug gemacht. Oder: Denk doch mal nach, bevor Du handelst! Das sind aber starke Gefühle, die Du hast. Die meisten Menschen haben solche Aussagen schon einmal gehört. Auf gesellschaftlicher Ebene erhalten wir ebenso Botschaften, die unsere Einstellungen, Haltungen und unser Verhalten betreffen. Dabei geht es häufig um die Beachtung von Werten und die Befolgung von Regeln, die das Zusammenleben ordnen, aber auch zunehmend um Themen der Anpassung unseres mentalen Settings und unseres Lebensstils in Bezug auf existenzielle Themen wie Klimaschutz, Ökologie und Soziales Leben, die unser Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Handeln in die Frage stellen: Denke über Dein Konsumverhalten und dessen Nachhaltigkeit nach! Wie sieht Deine CO2 Bilanz aus? Werte andere Menschen nicht ab! Wie hältst Du es mit Sozialer Gerechtigkeit etc.?

All das sind Anlässe, die unseren Geist mehr oder weniger in unsere Aufmerksamkeit holen und ihn damit aus seiner unmerklichen Existenz und Tätigkeit in unsere bewusste Wahrnehmung und Reflexion rücken. Gleichzeitig erfordert dies, dass unser Geist die Fähigkeit besitzt sich selbst zu beobachten und zu hinterfragen, was er offensichtlich kann. Schon seit Jahrtausenden hat sich dieses Phänomen der Selbstbeobachtung und Selbstreflexion des menschlichen Geistes gezeigt, wurde in weltanschaulichen Kontexten verwoben und in mentalen Praktiken kultiviert. Es hat in diesem Sinne immer Menschen gegeben, die sich mit ihrem Geist, mit Philosophien und mentalen Praktiken auseinandergesetzt haben, als einzelne und in sozialen Gruppen.

Die Frage ist, sollten wir uns auch in der Breite der Gesellschaft mit unserem Geist auseinandersetzen, ihn näher kennenlernen und sein reflektives, kreatives und plastizitäres (formbares) Potenzial kultivieren? Und, wozu sollte das gut sein? Unser Geist arbeitet im Grundmodus auch ohne ihn in die bewusste Beobachtung, Reflexion und Anpassung (Modulation) zur Steuerung unseres Lebens zu nehmen.

Anpassung

Wenn unser Geist und seine mentale Aktivität in unsere Aufmerksamkeit rückt, stellt sich die Frage, ob wir dem Prozess mit Interesse des Kennenlernens begegnen und unserem Geist wahrnehmenden und reflektiven Raum geben wollen. Bei genauer Betrachtung tut dies aber unser Geist, wenn er es tut, selbsttätig, da er selbstorganisational arbeitet. Umgangssprachlich sagen wir, ich tue das, aber unser ICH ist auch Teil unseres Geistes, das in ihm erzeugt wird. Insofern ist es die Frage unseres Geistes, ob er sich selbst durch innere oder äußere Anregung (Impulse) in die Wahrnehmung und Reflexion nimmt oder nicht. Womit wir bei einem spannenden Punkt unseres Mentalsystems sind, dem wir in diesem Kapitel gesondert nachgehen werden.

Im Falle, unser Geist nimmt sich selbst in die Wahrnehmung, stellt sich die Frage nach seinen Motiven und Zielen. Diese können im persönlichen Lebensbereich, wie Wohlbefinden und Selbstverwirklichung sowie im sozialen, ökonomischen und ökologischen Kontext liegen. Die Inhalte seiner Motive und Ziele konstruiert unser Geist subjektiv auf Basis seines sozialisierten kulturellen Wissens (Prägung), seiner biografischen Erfahrungen, rationalisierten Erkenntnisse (Schlussfolgerung) und kreativen Ideen sowie dem kontinuierlichen Abgleich mit der Außenwelt und der Perspektive (Vorstellungen, Verhalten) der anderen Menschen.

Die Motive und Ziele der Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion unseres Geistes werden auch durch innere und äußere Stresspunkte beeinflusst. Die technologische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung von uns Menschen und dem damit verbundenen Wunsch nach Wohlstand im Sinne des westlichen Lebensstils haben seit dem letzten Jahrhundert enorme ökologische Kräfte freigesetzt, die uns in der Multiplikation der zunehmenden Weltbevölkerung vor große Aufgaben in der Gestaltung zukunftsfähigen Lebens auf unserem Planeten Erde stellen. Aber auch zivilisationsbedingte Krankheiten und Suchtverhalten durch fehlgesteuerte Lebensführung und –gewohnheiten sowie soziale Ausgrenzung und Armut in einer Welt des Überflusses zählen dazu.

Neben den ökologischen und persönlichen Herausforderungen unserer Zeit befinden wir Menschen uns seit Ewigkeiten in Prozessen menschlich verursachtem und sozial geduldetem Leid in Form von Diskriminierung, Unterdrückung, Ausbeutung, Korruption und Gewalt sowie Armut, Hunger und Krankheit mit hohem Stresspotenzial und allergrößter Not für viele Menschen in der Welt, die wir bisher nicht beenden können. Die Beachtung von Menschenrechten, Verständigung, Solidarität, Gemeinwohl und demokratisches Miteinander, die das Leid mindern könnten, bedeuten offensichtlich sehr hohe Anforderungen an unsere mentale und kulturelle Entwicklung.

Diese Themen sind verbunden mit Anpassungserfordernissen nachhaltiger Technologien, Ökonomien, Sozialen Systemen und Lebensstilen, die durch eine organische (naturgemäß) mentale und kulturelle Entwicklung bisher nicht hinreichend bewältigt werden können. Und, hier schließt sich der Kreis. Unser Geist steuert unser Erleben und Handeln, er ist das Zentrum unseres technologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens. Damit bildet er auch den Kern für die Bewältigung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Anpassungserfordernisse. Unser Geist leistet im alltäglichen Geschehen organisch Anpassungen an ökologische und soziale Realitäten und Veränderungen auf natürliche Weise mehr oder weniger zum Wohle des Menschseins, wie wir aus der Geschichte lernen können. Diese organische Anpassung erfordert Zeit und bezieht sich primär auf die Betroffenheit realen Erlebens von Glück und Leid sowie der kulturell geprägten Vorstellungswelt und Verhaltensmuster.

Der ökologische und soziale Anpassungsdruck dieser Zeit, der mit den in Gang gesetzten Folgen noch zunehmen wird, ist aber so hoch, dass der organische Prozess für eine zeitnahe Korrektur nicht mehr ausreicht. Seit 40 Jahren erklären Klimaforscher die Konsequenzen der CO2 Emission ohne hinreichende Wirkung auf die organische Anpassung, weder der Politik, noch der breiten Bevölkerung. Ebenso wurde im letzten Jahrhundert unermessliches Leid der Menschen durch Armut, Unterdrückung und Gewalt verursacht, noch immer müssen wir mit diesen Problemen und höchster Not vieler Menschen in der Welt leben. Die Fakten werden verdrängt und geleugnet, Lösungen auf die lange Bank geschoben.

Da unser Geist unser Leben steuert, liegt es nahe zu fragen, was kann unser Geist mehr als die organische Anpassung zur Bewältigung dieser Herausforderungen für unser aller Gutes Leben tun? Aus der historischen Kultivierung unseres Geisteslebens verfügen wir über das Vermächtnis der Achtsamkeitsphilosophie und Achtsamkeitspraktiken sowie aktueller psychologisch entwickelter Mentaltechniken, die sich auf Basis der Fähigkeit unseres Geistes zur Selbstbeobachtung, Selbstreflexion und Selbstmodulation (Anpassung) gebildet haben. Die moderne Neurowissenschaft bestätigt die grundsätzliche Wirksamkeit dieser Techniken und Praktiken.

Mentale Bildung

An der Stelle können wir Menschen uns das Wissen über das reflektive, kreative und plastizitäre Potenzial unseres Geistes zu Nutze machen und den organischen Prozess der Anpassung unserer technologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung absichtsvoll und willentlich im Sinne einer achtsamkeitsbasierten mentalen Transformation durch Aufklärung und Bildung fördern und beschleunigen. Das nötige Wissen hierzu liefern uns die Sozialwissenschaften (Psychologie, Pädagogik, Soziologie) und die aktuellen Neurowissenschaften im Zusammenspiel mit bewährten Mentaltechniken und Praxisübungen aus den verschiedenen Disziplinen der Meditation und Therapie.

Die Förderung unserer geistigen Kräfte und die Optimierung der Anpassung unseres Mindsets (Denk- und Verhaltensmuster) sowie unserer Handlungen an die Lebensbedingungen könnte unser mentales Lösungspotenzial für unser Gutes Leben und eine positive Zukunft von uns Menschen und unserer Mitwelt wirksam unterstützen. Das intrinsische (innewohnende) Interesse einzelner Menschen an Philosophie, Achtsamkeit und mentaler Reflexion kann in Verbindung mit dem vorhandenen Wissen über unseren Geist und dessen Kultivierung durch soziale Interaktion und kulturelle Entwicklung breitere Gesellschaftsschichten erreichen. Einen bedeutenden Wirkfaktor könnte dabei Mentale Bildung im Erziehungs- und Schulsystem in Form der Aufklärung über unseren Geist, in der Praxis Mentaler Kompetenz (Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion, Selbststeuerung, Selbstmodulation) und reflektiver Achtsamkeit (aufmerksames, empathisches, resonantes, respektvolles, nachhaltiges Handeln) darstellen.

Nicht jeder Mensch (sein Geist) hat das Interesse sich mit mentalen Themen und der Entwicklung seiner Mentalen Kompetenz auseinanderzusetzen oder hierzu Zugang zu finden. Nicht jeder Mensch (sein Geist) wird, wenn er es tut, die selbe mentale Entwicklung nehmen, aber wir (unser Geist) können uns über unseren Geist (unser Geist über sich selbst) bewusst werden und uns (unser Geist) auf den Weg machen ihn (unser Geist sich selbst) kennenzulernen. Die Motive können unterschiedlich sein: Persönliche Erkenntnis, Gesundheit, Leistungsoptimierung, Soziales Leben, ökologischer Lebensstil, Erhaltung der Lebensgrundlagen unseres Planeten oder Mitgefühl und Altruismus.

Wir leben in einer hochtechnologisierten, digitalen und medialen Welt. Wir nutzen Tag für Tag unendlich viele Informationen, tauchen in gestreamte Geschichten ein, lassen uns rund um die Uhr von sozialen Postings berieseln und sind allzeit mit Freunden über Chats verbunden. Erlebnisse, Konsum, Status, Reichtum und generell das Äußere nehmen meist eine dominante Rolle in unserem Leben ein, auch wenn es noch so flüchtig und häufig nicht lange sättigend ist. In all dem Getümmel und all der Getriebenheit, der Selbstbezogenheit und Selbstdarstellung sowie in der Fragmentierung unserer sozialen Verbindungen finden wir immer weniger Ruhe und selten anhaltende Zufriedenheit, wofür wir einen hohen ökologischen und sozialen Preis zahlen.

Wir erleben viel im Außen und wissen in der Regel sehr wenig über unseren Geist im Innen, wie er aufgebaut ist, wie er arbeitet, was er für unser Leben bedeutet und wie wir über seine Kultivierung ein Gutes Leben führen können. Was bekommen wir, wenn wir unseren Geist auf Basis aktuellem Wissens kennenlernen und uns mit ihm auseinandersetzen, ihn kultivieren rsp. wenn unser Geist das tut? Im reflektiven Modus sind wir uns unserer mentalen Konditionalität (Bedingtheit) bewusst: Individualität (Entwicklung, Prägung, Erfahrung), Subjektivität (Konstruktion, Narration, Suggestion), Sozialität (Resonanz, Empathie, Bindung), Intentionalität (Antrieb, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung), Plastizität (Lernen, Anpassung, Flexibilität). Und wissen, dass unsere Vorstellungen, Einstellungen und Meinungen nicht die endgültige objektive Wahrheit sind (obschon es wissenschaftliche Evidenz/Gewissheit gibt) sowie unser Lebensstil nicht die einzige Option und alleinig seligmachend ist und wir uns damit offener und agiler in der Welt bewegen und uns den Lebensbedingungen schneller und besser anpassen können.

Dies wirkt sich in der Regel positiv auf unsere Selbstverwirklichung, dem Gelingen wertvoller Beziehungen, unsere Urteilskraft und Resilienzfähigkeit (Krisenbewältigung), unseren Erfolg in Bildung und Beruf sowie unserer generellen Gesundheit und Zufriedenheit aus. Es unterstützt uns konstruktiv in unseren Entscheidungen und schützt uns vor suggestiver und manipulativer Beeinflussung sowie Instrumentalisierung durch politisches Framing und irrationaler Ideologien. Zudem fördert Achtsamkeit unsere Sensibilität (Feinfühligkeit), Sensitivität (Feinsinnigkeit), Empathie (Einfühlsamkeit) und Resonanzfähigkeit (Mitschwingen) und erhöht damit unsere Erlebnisqualität in erfüllender Weise.

Die Kultivierung unserer Mentalen Kompetenz fördert dazu unsere Wertschätzung des Lebens und unsere Entwicklung eines positiven Menschenbildes sowie unsere zivilisatorische Haltung und Verantwortung: Wie wir mit anderen Menschen und unserer Mitwelt achtsam und respektvoll umgehen, wie wir uns konstruktiv und solidarisch in die Gesellschaft einbringen, wie wir in einer zunehmend fragmentierten und vieldeutigen Vorstellungs- und Interessenswelt Gemeinsinn und Gemeinwohl inspirieren und wie wir Menschenrechte und Demokratie mit ihren voraussetzungsreichen Anforderungen unterstützen.

Über das Kapitel

Es gibt viele Möglichkeiten und Quellen Informationen über unseren Geist zu nutzen. Hallo Geist bietet im Kapitel „Unseren Geist kennenlernen“ einen kleinen Beitrag dazu.

Inhaltlich geht es darum aufzuzeigen, wie ist unser Geist aufgebaut, was sagt uns das für unser Leben und was können wir damit tun. Wir werden zusammenfassend Schlüsse ziehen, die unseren Geist in seiner Konditionalität kennzeichnen und damit wertvolle Hinweise erhalten, wie wir unseren Geist auf Basis neurowissenschaftlicher Erkenntnisse verstehen und kultivieren können. Unser Geist: Wahrnehmen, Fühlen, Denken, Handeln ist ein Fachgebiet der Sozialwissenschaften und der Neurobiologie mit differenziellen Betrachtungen und Fachbegriffen. Eine Sprache zu finden, die allen Vorkenntnissen, Ansprüchen und Erwartungen gerecht wird, ist nicht einfach. Hallo Geist versucht eine auch für Laien in großen Teilen verständliche Sprache zu sprechen.

Unseren Geist, der uns am allernächsten ist, der unser Erleben und Handeln bestimmt und unser Leben steuert kennenzulernen und zu kultivieren ist sinnstiftend, wertvoll und erfüllend.